Logo des Zweiten Internationalen Kongresses für Eugenik, 1921.
2. NS-IDEOLOGIE 2.1 Totalitarismus | 2.2 Rassenhygiene | 2.3 Propaganda | 2.4 Antisemitismus
Diese Aufgabe enthält einen Informationstext und Bilder, die Ihnen helfen werden, einige der wichtigsten Maßnahmen des NS-Euthanasieprojekts zu verstehen. Nach Durchführung der Aufgaben sollten Sie ein besseres Verständnis für die Bedeutung des Schutzes und der Wahrung demokratischer Werte und der Menschenrechte gewonnen haben. Darüber hinaus sollen Sie darüber nachdenken, wie subtile Veränderungen in der Gesellschaft oder das Schweigen und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden anderer furchtbare Folgen nach sich ziehen können.
Die Wurzeln der NS-“Euthanasie” in Deutschland
Die Wurzeln der nationalsozialistischen Ideologie reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die Eugenik war eine der wichtigsten Grundlagen. Eugeniker aus aller Welt wollten das menschliche Genom verbessern, um die „natürliche Auslese“ wieder herzustellen und einer angeblichen Degeneration vorzubeugen.
Die Eugenik-Bewegung gewann in verschiedenen Ländern der Welt an Einfluss, darunter in den USA, Großbritannien, der Schweiz und Schweden. In Deutschland sollte die "Rassenhygiene" – ein synonym gebrauchter NS-Begriff für Eugenik – das deutsche Volk von fremden Einflüssen und "Vermischungen" "säubern".
Nach dem Ersten Weltkrieg gewann die Debatte über Euthanasie an Intensität. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutete ursprünglich - aus Sicht des Sterbenden - einen „guten Tod“. Viele, auch jenseits des äußersten rechten Rands, bedauerten, dass im Krieg so viele gesunde junge Männer gestorben waren, während behinderte Menschen und psychiatrische Patienten zu Hause überlebt hatten.
Immer mehr Stimmen wurden laut, „lebensunwürdiges“ Leben aus Gnade zu töten. Mit dieser Maßnahme war die Aussicht verbunden, die Gesellschaft von „Ballastexistenzen“ zu "befreien". Die Nationalsozialisten griffen diese Ideen auf. Sie wollten eine „Volksgemeinschaft“ von starken und gesunden „arischen“ Individuen schaffen. "Arier" mit genetisch bedingten Krankheiten wurden ebenso wie Jüdinnen und Juden als Gefahr für die „Rassengesundheit“ der ethnischen Gemeinschaft betrachtet.
Zwangssterilisation unter dem NS-Regime
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 war eines der ersten Projekte zur Stärkung einer genetisch gesunden Gesellschaft die Einführung eines Programms zur Zwangssterilisation.
Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wurde am 14. Juli 1933 verabschiedet. Bis 1945 wurden bis zu 200 000 Menschen – zum Großteil mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen – sterilisiert.
Der Anfang der NS-Euthanasie
Die Entscheidung für die Durchführung des Tötungsprogramms wurde im Frühsommer 1939 getroffen. Ein erster Schritt war die sogenannte "Kindereuthanasie". Ab August 1939 registrierte das Innenministerium Kinder mit Behinderungen und forderte Ärzte und Hebammen auf, alle Neugeborenen mit schweren Behinderungen zu melden.
Die Kinder wurden in Spezialabteilungen von Kliniken gebracht, wo die meisten von ihnen durch tödliche Injektionen ermordet wurden. Die Ärzte verwendeten sie auch für medizinische Experimente. Im Rahmen der "Kindereuthanasie" wurden zwischen 5 000 und 10 000 Kinder und Jugendliche getötet.
Polen und Polinen waren die ersten Erwachsenen mit Behinderungen, die vom NS-Regime massenhaft getötet wurden. Im Oktober 1939 wurden die ersten Tötungsversuche mit Gas ebenfalls an polnischen PatientInnen in Posen (von der Deutschen Wehrmacht besetztes polnisches Gebiet) durchgeführt.
“Aktion T4” – die Ermordung von über 70 000 Menschen in den Jahren 1940 und 1941
Im Oktober 1939 unterzeichnete Hitler den "Gnadentoderlass". Es wurde eine Organisation mit dem späteren Hauptsitz in der Berliner Tiergartenstraße 4 ("Aktion T4") sowie sechs Vernichtungszentren aufgebaut (Bernburg, Brandenburg, Grafeneck, Hadamar, Hartheim und Pirna).
Busse brachten die verurteilten PatientInnen in die Vernichtungsanstalten. Nach ihrer Ankunft wurden sie in Gaskammern gebracht, die als Duschräume getarnt waren. Die Menschen wurden durch Kohlenmonoxid getötet und ihre Leichen in speziell eingerichteten Krematorien verbrannt. Die Verwandten oder Familienangehörigen der Ermordeten erhielten offizielle Sterbe-urkunden, aber mit falschen Angaben zu den Todesursachen.
Als die „Aktion T4“ im August 1941 eingestellt wurde, waren bereits über 70 000 Menschen tot. Hitler hatte beschlossen, die Aktion zu stoppen, da das Regime eine Verschlechterung der Stimmungslage in der Bevölkerung befürchtete. Durch die Einstellung der "Aktion T4" wurde ein Teil des Personals entlassen.
Ein Teil dieser "Vernichtungsexperten" war in der Folge an der Ermordung europäischer Juden beteiligt.
Schloss Hartheim, 1941. Aus dem Schornstein des Krematoriums steigt Rauch auf.
Hochzeit von MitarbeiterInnen der Vernichtungsanstalt Hartheim, September 1940, vlnr: Christian Wirth (Amtsleiter der Vernichtungsanstalt Hartheim, später einer der führenden „Architekten“ des Massenmords an Jüdinnen und Juden im besetzten Polen), Franz Reichleitner (Wirths Stellvertreter in Hartheim) , späterer Kommandeur des Vernichtungslagers Sobibor im besetzten Polen), Elisabeth Vallaster (die Braut, „Krankenschwester“ in Hartheim), Josef Vallaster (der Bräutigam, Krematoriumsarbeiter in Hartheim), Gertrude Blanke (Leiterin des „Pflegepersonals“ in Hartheim).
“Aktion 14f13” – die Ermordung von invaliden und kranken Häftlingen aus Konzentrationslagern
Als die "Aktion T4" eingestellt wurde, hatten die Vernichtungszentren Bernburg, Pirna-Sonnenstein und Hartheim bereits eine neue Aufgabe erhalten: die Tötung von Gefangenen aus verschiedenen Konzentrationslagern - unter der Abkürzung "14f13".
Die Gefangenen wurden in derselben Weise wie die Opfer der "Aktion T4" ermordet. Bis zu 20 000 Häftlinge fielen dieser Aktion zum Opfer, die 1944 beendet wurde.
Dezentrale NS-Euthanasie - das Töten von Patienten in psychiatrischen Kliniken
Nach Einstellung der „Aktion T4“ wurde die Tötung von psychiatrischen PatientInnen und Behinderten in einzelnen Kliniken und Heimen ohne Steuerung durch die Zentralstelle in Berlin durchgeführt. Die PatientInnen wurden durch Medikamente getötet oder starben aufgrund von Unterernährung und schlechter Versorgung.
Daher ist es sehr schwierig, die Gesamtzahl der Opfer der dezentralisierten NS-Euthanasie anzugeben. Schätzungen zufolge wurden bis 1945 mehr als 100 000 Patienten in Heimen und Kliniken getötet.
Neben diesen Aktionen auf dem Gebiet des Deutschen Reiches haben die Täter im besetzten Polen, Weißrussland, der Ukraine und Russland rund 30 000 Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen getötet.
Wie bei vielen anderen Maßnahmen der NS-Euthanasie gibt es noch immer viele Forschungslücken, es braucht weitere Forschungsarbeiten.
1. Betrachten Sie das Logo der Zweiten Internationalen Eugenik-Konferenz (1921). Aus welchen Gründen könnte für die BefürworterInnen der Eugenik-Bewegung der Hinweis, dass die Eugenik aus vielen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen hervorgegangen ist, wichtig gewesen sein?
2. Warum wurden die Ideen der Eugenik bei den Nationalsozialisten so populär?
3. Warum wurde die sogenannte Aktion T4 gestoppt und was geschah nach Beendigung des Programms?