3.2 Das Leben ändert sich für Juden in Deutschland

Diese Aufgabe enthält eine Liste von Gesetzen und Verordnungen, die einige der wichtigsten Maßnahmen der antisemitischen NS-Propaganda veranschaulichen. Die Übungen sollen das Bewusstsein für die Notwendigkeit, demokratische Werte und Menschenrechte zu schützen und bewahren, schärfen. Sie sollen zur Reflexion darüber anregen, wie subtile Veränderungen in der Gesellschaft schreckliche Konsequenzen, wie etwa die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden anderer, nach sich ziehen können.

Was ist zu tun?

Lesen Sie sich die Liste der Gesetze durch und diskutieren Sie die nachfolgenden Fragen.

Rassengesetze

Kurz nach ihrer Machtübernahme begannen die Nationalsozialisten, Gesetze und Vorschriften zu erlassen, die das Leben der Jüdinnen und Juden in Deutschland zunehmend schwieriger machten. Diese Entwicklung setzte bereits 1933 ein - innerhalb weniger Jahre wurden hunderte solcher Gesetze erlassen. Einige Beispiele zur Veranschaulichung:

Antisemitisches Schild am Eingang der Bibliothek des Deutschen Museums in München: "Juden Zutritt verboten!" (1935)

 

Diskutieren Sie die Fragen

1. Stellen Sie sich einen Zeitungsredakteur, eine Studentin, eine Krankenschwester und einen Ladenbesitzer vor. Inwiefern war das Leben dieser Menschen von den neuen Regelungen betroffen? Was galt für einige und was für alle Jüdinnen und Juden in Deutschland?

2.  Was denken Sie, welche Absicht verfolgten die Nationalsozialisten damit?

3. Wählen Sie jene fünf Gesetze aus, die den Alltag der Jüdinnen und Juden Ihrer Meinung nach am stärksten beeinflussten.  Begründen Sie Ihre Wahl.

Beispiele für Gesetze 1933–1943

1933
  • Alle Juden mit mindestens einem jüdischen Großelternteil werden aus dem Staatsdienst entlassen 
  • Die Anzahl der jüdischen StudentInnen wird begrenzt
  • Jüdinnen und Juden dürfen nicht mehr als Zeitungsredakteure arbeiten
  • Jüdischen MusikerInnen und SchauspielerInnen ist die Teilnahme an "arischen" Aufführungen untersagt
1934
  • Für Jüdinnen und Juden werden die Ausbildungsmöglichkeiten zu ÄrztInnen, DentistInnen, PharmazeutInnen oder RechtsanwältInnen eingeschränkt.
1935
  • Juden dürfen keinen Militärdienst mehr leisten und jüdische Offiziere werden aus der Wehrmacht entlassen
  • ​​Jüdinnen und Juden ist die Eheschließung oder der sexuelle Kontakt mit Personen "deutschen Blutes" untersagt 
  • Jüdinnen und Juden verlieren ihre Bürgerrechte und werden stattdessen zu "Untertanen" des Staats
  • Jüdinnen und Juden verlieren ihr Wahlrecht
1936
  • Jüdische Familien erhalten kein Kindergeld mehr vom Staat
1937
  • Jüdinnen und Juden dürfen an den Universitäten nicht mehr promovieren 
  • In den städtischen Schulen müssen die jüdischen Kinder von den nicht-jüdischen getrennt und in eigenen Klassen unterrichtet werden
  • Jüdinnen und Juden ist es verboten mit "Heil Hitler" zu grüßen
1938
  • Jüdische Vermögswerte, die 5000 Reichsmark übersteigen, müssen gemeldet werden
  • Jüdische Geschäfte müssen eindeutig als solche gekennzeichnet werden
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Verlage und keine Buchhandlungen mehr betreiben
  • Jüdische Zeitungen werden verboten
  • Jüdische und hebräische Literatur wird in Deutschland beschlagnahmt
  • Jüdinnen und Juden dürfen nicht mehr in staatlichen Schulen oder Universitäten studieren
  • Jüdinnen und Juden wird der Führerschein aberkannt
  • Jüdinnen und Juden, die das Land verlassen dürfen ihr Eigentum nicht mitnehmen 
  • Jüdischen ÄrztInnen und RechtsanwältInnen dürfen nicht-jüdischen PatientInnen oder KlientInnen nicht ihre Dienste anbieten
  • In Krankenhäusern müssen jüdische und nicht-jüdische PatientInnen müssen gesondert behandelt werden
  • Jüdinnen und Juden müssen eigene Identitätskarten mitsichtragen  und ihre Pässe werden mit dem Buchstaben “J” gekennzeichnet
1939
  •  Alle Juden müssen “Israel” und alle Jüdinnen “Sara” zu ihren Vornamen hinzufügen
  • Alle jüdische Organisationen werden verboten
  • Jüdinnen und Juden dürfen nicht mehr als ZahnärztInnen oder TierärztInnen praktizieren​​​​​​​
  • Alle Jüdinnen und Juden müssen ihren gesamten Schmuck (mit Ausnahme von Eheringen) dem Staat übergeben​​
  • Arbeitslose Jüdinnen und Juden sind zur Zwangsarbeit verpflichtet
  • Jüdinnen und Juden dürfen nicht mehr mit „ArierInnen“ im selben Haus leben​​
  • Über Jüdinnen und Juden wird eine Ausgangssperre - im Sommer ab 21.00 Uhr und im Winter ab 20.00 Uhr - verhängt.
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Funkgeräte besitzen
  • Jüdinnen und Juden, die das Land ohne Erlaubnis zu verlassen versuchen, werden in Konzentrationslager deportiert.
1940
  • Jüdinnen und Juden dürfen erst ab 15.30 Uhr in Lebensmittelgeschäften einkaufen
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Telefone benutzen
1941
  • Alle Jüdinnen und Juden, die älter als sechs Jahre sind, müssen einen gelben Stern an der Kleidung tragen
  • Ohne Sondergenehmigung dürfen Jüdinnen und Juden keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen
  • Jüdinnen und Juden dürfen unter deutscher Kontrolle stehende Gebiete nicht mehr verlassen
  • Deportierte Jüdinnen und Juden verlieren ihre Staatsbürgerschaft und ihr gesamtes Vermögen wird beschlagnahmt
1942
  • Jüdinnen und Juden müssen ihre Haustiere abgeben
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Zeitungen oder Zeitschriften mehr kaufen
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Bücher mehr in nichtjüdischen Buchhandlungen kaufen
  • Jüdinnen und Juden müssen ihre Wohnungen mit einem schwarzen Davidstern kennzeichnen
  • Jüdinnen und Juden dürfen sich bei nichtjüdischen Friseuren nicht mehr die Haare schneiden lassen
  • Jüdinnen und Juden müssen elektronische Geräte, optische Instrumente (z.B. Ferngläser), Fahrräder und Schreibmaschinen abgeben​​​​​
  • Jüdische Kinder dürfen nicht mehr zur Schule gehen - weder in eine staatliche noch in eine private Schule
  • Jüdinnen und Juden erhalten keine Lebensmittelkarten mehr für Eier, Fleisch und Milchprodukte
1943
  • Alle deutschen Jüdinnen und Juden verlieren ihre Staatsbürgerschaft
  • Die deutschen Jüdinnen und Juden werden völlig entrechtet und direkt der Polizei (Sicherheitsapparat) unterstellt
Alle anzeigen (1933-1943)

1933

  • Alle Juden mit mindestens einem jüdischen Elternteil werden aus dem Staatsdienst entlassen 
  • Die Anzahl der jüdischen StudentInnen wird begrenzt
  • Jüdinnen und Juden dürfen nicht mehr als Zeitungsredakteure arbeiten
  • Jüdische MusikerInnen und SchauspielerInnen dürfen nicht mehr an "arischen" Aufführungen teilnehmen

1934

  • Für Jüdinnen und Juden werden die Ausbildungsmöglichkeiten zu ÄrztInnen, DentistInnen, PharmazeutInnen oder RechtsanwältInnen eingeschränkt.

1935

  • Juden dürfen keinen Militärdienst mehr leisten und jüdische Offiziere werden aus der Wehrmacht entlassen
  • Jüdinnen und Juden ist die Eheschließung oder der sexuelle Kontakt mit Personen "deutschen Blutes" untersagt 
  • Jüdinnen und Juden verlieren ihre Bürgerrechte und werden stattdessen zu "Untertanen" des Staats
  • Jüdinnen und Juden verlieren ihr Wahlrech

1936

  • Jüdische Familien erhalten kein Kindergeld mehr vom Staat

1937

  • Jüdinnen und Juden dürfen an den Universitäten nicht mehr promovieren 
  • In den städtischen Schulen müssen die jüdischen Kinder von den nicht-jüdischen getrennt und in eigenen Klassen unterrichtet werden
  • Jüdinnen und Juden ist es verboten mit "Heil Hitler" zu grüßen

1938

  • Jüdische Vermögswerte, die 5000 Reichsmark übersteigen, müssen gemeldet werden
  • Jüdische Geschäfte müssen eindeutig als solche gekennzeichnet werden
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Verlage und keine Buchhandlungen mehr betreiben
  • Jüdische Zeitungen werden verboten
  • Jüdische und hebräische Literatur wird in Deutschland beschlagnahmt
  • Jüdinnen und Juden dürfen nicht mehr in staatlichen Schulen oder Universitäten studieren
  • Jüdinnen und Juden wird der Führerschein aberkannt
  • Jüdinnen und Juden, die das Land verlassen dürfen ihr Eigentum nicht mitnehmen 
  • Jüdischen ÄrztInnen und RechtsanwältInnen dürfen nicht-jüdischen PatientInnen oder KlientInnen nicht ihre Dienste anbieten
  • In Krankenhäusern müssen jüdische und nicht-jüdische PatientInnen müssen gesondert behandelt werden
  • Jüdinnen und Juden müssen eigene Identitätskarten mitsichtragen  und ihre Pässe werden mit dem Buchstaben “J” gekennzeichnet

1939

  • Alle Juden müssen “Israel” und alle Jüdinnen “Sara” zu ihren Vornamen hinzufügen
  • Alle jüdische Organisationen werden verboten
  • Jüdinnen und Juden dürfen nicht mehr als ZahnärztInnen oder TierärztInnen praktizieren
  • Alle Jüdinnen und Juden müssen ihren gesamten Schmuck (mit Ausnahme von Eheringen) dem Staat übergeben​​
  • Arbeitslose Jüdinnen und Juden sind zur Zwangsarbeit verpflichtet
  • Jüdinnen und Juden dürfen nicht mehr mit „ArierInnen“ im selben Haus leben​​
  • Über Jüdinnen und Juden wird eine Ausgangssperre - im Sommer ab 21.00 Uhr und im Winter ab 20.00 Uhr - verhängt.
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Funkgeräte besitzen
  • Jüdinnen und Juden, die das Land ohne Erlaubnis zu verlassen versuchen, werden in Konzentrationslager deportiert.

1940

  • Jüdinnen und Juden dürfen erst ab 15.30 Uhr in Lebensmittelgeschäften einkaufen
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Telefone benutzen

1941

  • Alle Jüdinnen und Juden, die älter als sechs Jahre sind, müssen einen gelben Stern an der Kleidung tragen
  • Ohne Sondergenehmigung dürfen Jüdinnen und Juden keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen
  • Jüdinnen und Juden dürfen unter deutscher Kontrolle stehende Gebiete nicht mehr verlassen
  • Deportierte Jüdinnen und Juden verlieren ihre Staatsbürgerschaft und ihr gesamtes Vermögen wird beschlagnahmt

1942

  • Jüdinnen und Juden müssen ihre Haustiere abgeben
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Zeitungen oder Zeitschriften mehr kaufen
  • Jüdinnen und Juden dürfen keine Bücher mehr in nichtjüdischen Buchhandlungen kaufen
  • Jüdinnen und Juden müssen ihre Wohnungen mit einem schwarzen Davidstern kennzeichnen
  • Jüdinnen und Juden dürfen sich bei nichtjüdischen Friseuren nicht mehr die Haare schneiden lassen
  • Jüdinnen und Juden müssen elektronische Geräte, optische Instrumente (z.B. Ferngläser), Fahrräder und Schreibmaschinen abgeben​​​​​
  • Jüdische Kinder dürfen nicht mehr zur Schule gehen - weder in eine staatliche noch in eine private Schule
  • Jüdinnen und Juden erhalten keine Lebensmittelkarten mehr für Eier, Fleisch und Milchprodukte

1943

  • Alle deutschen Jüdinnen und Juden verlieren ihre Staatsbürgerschaft
  • Die deutschen Jüdinnen und Juden werden völlig entrechtet und direkt der Polizei (Sicherheitsapparat) unterstellt