Ecke Żelazna 70 und Chłodna 23 (Blick Richtung Osten). Dieser Abschnitt der Żelazna-Straße verband das "große Getto" und das "kleine Getto" im von der Deutschen Wehrmacht besetzten Warschau. (Juni 1942)
3. AUSSCHLUSS | VERFOLGUNG | GENOZID 3.1 Machtergreifung der Nationalsozialisten | 3.2 Das Leben ändert sich für Juden in Deutschland | 3.3 Gettos | 3.4 Massenerschießungen und Vernichtungslager | 3.5 Schuld, Verantwortung und Strafverfolgung
Diese Aufgabe beinhaltet einen Informationstext und ZeitzeugInnenberichte zur Errichtung der Gettos und zu den Lebensbedingungen in diesen Gettos. Die Übungen sollen dazu beitragen, über die Bedeutung historischer Ereignisse im Alltagsleben und über die Notwendigkeit, demokratische Werte und Menschenrechte zu schützen und bewahren, nachzudenken. Durch die Berichte der ZeitzeugInnen, die in den Gettos waren, sollen die lokalen Geschichten besser nachvollziehbar werden.
Lesen Sie den Text, um die nachfolgenden Aufgaben lösen zu können.
Die Errichtung von Gettos
Der Begriff "Getto" hat seinen Ursprung in der Bezeichnung des jüdischen Viertels Ghetto in Venedig (Italien). Die Jüdinnen und Juden der Stadt mussten in diesem 1516 gegründeten Stadtteil leben.
Unmittelbar nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen im September 1939 begann das NS-Regime sogenannte Gettos zu errichten, in denen Jüdinnen und Juden abgetrennt vom Rest der Bevölkerung leben mussten. Die Gettos befanden sich häufig in Stadtteilen mit einem hohem jüdischen Bevölkerungsanteil oder Armenvierteln. Dort lebende Nicht-Juden wurde zum Ausziehen gezwungen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden hauptsächlich in den besetzten polnischen Gebieten, aber auch in den baltischen Staaten, Weißrussland, der Ukraine, der Tschechischen Republik und Ungarn Gettos errichtet. Das größte entstand in Warschau, wo auf einer Fläche von nicht mehr als 3,4 Quadratkilometern über 400 000 Menschen eingesperrt waren.
In vielen Gettos lebte die Bevölkerung hinter Mauern, Zäunen und Stacheldraht, aber es gab auch einige „offene Gettos“ ohne Absperrungen.
Trotzdem war es der jüdischen Bevölkerung strikt verboten, das Gettogebiet zu verlassen. Wer versuchte sich außerhalb des Gettos zu verstecken, konnte nur mit fremder Hilfe überleben.
Die SS übertrug die interne Leitung der Gettos an die sogenannten Judenräte, von denen einer zum Ältesten der Juden ernannt wurde.
Die wesentlichen Entscheidungen wurden jedoch von den deutschen Behörden getroffen - der Judenrat musste für deren Umsetzung Sorge tragen. Die Befolgung der Anordnungen sollte wiederum die Getto-Polizei sicherstellen. Die jüdischen Polizeibeamten waren allerdings ebenso wie der Judenrat Marionetten der deutschen Behörden und mussten deren Weisungen befolgen.
Hunderte Transporte wurden aus Deutschland und den übrigen besetzten Gebieten in Gettos im Osten geschickt, etwa nach Riga in Lettland oder Minsk in Weißrussland. Viele der Deportierten wurden als ZwangsarbeiterInnen ausgebeutet.
Die Gettos waren eine Maßnahme zur Kontrolle und Segregation der jüdischen Bevölkerung. Nachdem das NS-Regime jedoch den Plan für die „Endlösung der Judenfrage“ entwickelt hatte und die Gettos schloss, ließ es die Insassen, die als arbeitsunfähig galten, bei Massenerschießungen oder in Vernichtungslagern ermorden.
Lebensbedingungen in den Gettos
Die jüdische Bevölkerung lebte in den Gettos isoliert und unter menschenunwürdigen Bedingungen. Die Menschen hungerten, litten entweder unter Kälte oder Hitze, es mangelte an Wasser und funktionierenden sanitären Einrichtungen, Infektionskrankheiten verbreiteten sich leicht. Aufgrund dieser Lebensumstände starben viele an Unterernährung, an Krankheiten oder wurden getötet.
Trotz der miserablen Lebensbedingungen leisteten die Jüdinnen und Juden in den Gettos mentalen und bewaffneten Widerstand. Im Untergrund wurden vielfältige soziale Hilfsmaßnahmen (Selbsthilfeorganisationen, Wohlfahrtseinrichtungen, Waisenhäuser, Volksküchen, Rettung) und mentale Unterstützung (Schulen, kulturelle, religiöse und soziale Aktivitäten) organisiert. Jüdische politische Parteien organisierten einen bewaffnete Widerstand gegen Unterdrückung durch die NS-Lagerverwaltung: In über 100 Gettos erhoben sich Juden gegen die Besatzer.
Die deutsche Verwaltung rationierte die Lebensmittelversorgung in den Gettos. Die Lebensmittelzuteilung variierte. Im Oktober 1940 betrug die offizielle Essensration für die Insassen des Warschauer Ghettos ungefähr 200 Kalorien pro Tag, manchmal weniger. Niemand hätte überlebt, wenn nicht auf anderen Wegen lebenswichtige Güter beschafft worden wären. Es waren oft Kinder, die unter Ausnützung verschiedener Löcher und Öffnungen entlang des Gettozauns, den Schmuggel durchführten.
Ungefähr 80% der Lebensmittel für den täglichen Verbrauch mussten die Gettoinsassen ins Getto hinein schmuggeln. Die offiziellen Lebensmittelrationen für nichtjüdische Polen und Polinnen betrug ungefähr 700 Kalorien pro Tag, während für die deutsche Bevölkerung in Polen eine Zuteilung von 2 600 Kalorien pro Tag vorgesehen war.
Lesen Sie den Text über die Errichtung der Gettos und die Lebensbedingungen der Gettoinsassen. Schauen Sie sich zwei der folgenden Zeitzeugenberichte an, in denen das Leben im Getto beschrieben wird.
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Wenn Sie die Zeitzeugenberichte verfolgen, achten Sie darauf, wie die beiden Personen das Leben im Getto beschreiben. Versuchen Sie dann, mithilfe eines Venn-Diagramms Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Gettos herauszuarbeiten.
Lodz ghetto (Litzmannstadt Ghetto) im von der Deutschen Wehrmacht besetzten Polen. Zeitzeugenbericht von Grete Stern (Deutsche) >>
Lodz ghetto (Litzmannstadt Ghetto) im von der Deutschen Wehrmacht besetzten Polen. Zeitzeugenbericht von Jakob Ringart (Englisch) >>
Szeged ghetto in Ungarn. Zeitzeugenbericht von Susanna Christensen (Englisch) >>
Sosnowiec ghetto im von der Deutschen Wehrmacht besetzten Polen. Zeitzeugenbericht von Lea Gleitman (Englisch) >>
Mezőcsát ghetto (bei Miskolc) in Ungarn. Zeitzeugenbericht von László Keller (Englisch) >>
Warsaw ghetto im von der Deutschen Wehrmacht besetzten Polen. Zeitzeugenbericht von Janina Bauman (Englisch) >>
Betrachten Sie die Karte, klicken Sie auf die Markierungen der verschiedenen Gettos und lesen Sie die dazugehörigen Zitate.
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Was sagen die Zitate über die Lebensbedingungen in den Gettos aus?