Kindheit 1920-1938 | Das Leben ändert sich 1938 | Eingesperrt im Getto 1941-1944 | In verschiedenen Lagern 1944-1945 | Kriegsende 1945 und Erfahrungen nach dem Krieg | Vollständige Biografie
Grete Stern | Biografie
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1920-1938
Grete Feldsberg wurde 1920 in Mistelbach, einer kleinen Stadt 50 km nördlich von Wien, Österreich, als einziges Kind von Ignaz und Irma Feldsberg, geb. Zweig, geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit in Mistelbach. Ihr Vater und dessen Bruder besaßen eine Weinhandlung. Ihre Schulzeit in der Volksschule empfand Grete als „normal“, aber in den Dreißiger-Jahren, als Hitler in Deutschland an die Macht gekommen war, gewannen auch in Österreich die damals noch illegalen Nationalsozialisten an Einfluss und der Antisemitismus nahm zu. Sie erzählt, dass sie ab dieser Zeit keinen Kontakt mehr zu christlichen Kindern hatte. 1937 zog die Familie in die Bundeshauptstadt Wien. Ignaz Feldsberg kaufte dort ein Mietshaus, das Grete später erben sollte.
1938
Im März 1938, mit dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland, veränderte sich alles. Das Haus der Familie Feldsberg wurde “arisiert” und die Feldsbergs mussten die Wohnung mit anderen enteigneten jüdischen Familien teilen. Kurze Zeit später starb Gretes Vater an einem Herzinfarkt.
1941-1944
Im Oktober 1941 erhielten Grete und ihre Mutter den Befehl, sich zur Deportation “einzufinden”. Sie durften jede nur einen Koffer und Bettzeug mitnehmen. Die beiden Frauen wurden im ersten von insgesamt fünf Transportzügen zu je tausend Personen in das Getto Litzmannstadt, in Łódź, Polen, deportiert. Gretes Großmutter Cäcilia Zweig, die damals bereits 86 Jahre alt war, musste allein in Wien zurückbleiben. Der Abschied von ihrer Großmutter gehört zu Gretes schmerzhaftesten Erinnerungen. Cäcilia Zweig starb 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt. Im Getto Litzmannstadt hatten die Nationalsozialisten bereits über 180.000 polnische Jüdinnen und Juden gezwungen, auf engstem Raum zusammenzuleben. Mit den Deportationen aus dem Westen kamen weitere 20.000 Menschen hinzu. Sie lebten unter menschenunwürdigen Verhältnissen, es fehlte ihnen am Notwendigsten. Nach ihrer Ankunft im Getto lernte Grete den polnischen Juden Henrik Apt kennen, der sie und ihre Mutter, so gut er konnte, unterstützte. Er verhalf ihnen zu Arbeit, Grete in der Gettoverwaltung, ihrer Mutter in einer Pantoffelwerkstatt. Mehrere Male rettete Henrik Apt die beiden Frauen vor der Deportation in das Todeslager Kulmhof an der Ner / Chełmno nad Nerem. Im Herbst 1942 starb Gretes Mutter Irma Feldsberg im Alter von 60 Jahren an Hunger und Erschöpfung.
1944-1945
Mit der Auflösung des Gettos im August 1944 wurde Grete in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Nach wenigen Wochen in Auschwitz wurde sie zur Zwangsarbeit in den Kruppwerken nach Berlin verlegt. Es folgten weitere Deportationen und ein Todesmarsch Richtung Westen, bis sie, gemeinsam mit anderen Frauen, in dem kleinen Dorf Vietlübbe in Mecklenburg-Vorpommern durch die Sowjetische Armee befreit wurde.
1945 und danach
Nach ihrer Rückkehr nach Wien nahm sie eine Stelle bei der Wiener Polizei an. Einige Jahre später heiratete sie Bernhard Stern und gründete mit ihm eine Familie. 1970, als ihre beiden Kinder erwachsen waren, emigrierten die Sterns nach Israel.