3.1 Machtergreifung der Nationalsozialisten

3. AUSSCHLUSS | VERFOLGUNG | GENOZID     3.1 Machtergreifung der Nationalsozialisten  |  3.2 Das Leben ändert sich für Juden in Deutschland  |  3.3 Gettos  |  3.4 Massenerschießungen und Vernichtungslager3.5 Schuld, Verantwortung und Strafverfolgung

Diese Aufgabe enthält einen Informationstext, der einige der wichtigsten Faktoren für die Machtübernahme der Nationalsozialisten vermittelt und dazu beitragen soll, die Mechanismen der NS-Propaganda besser zu verstehen. Die Übungen sollen dazu anregen, über die Bedeutung historischer Ereignisse und die Rolle historischer Erzählungen für die Propaganda extremistischer und antidemokratischer Bewegungen nachzudenken.

Was ist zu tun?

Lesen Sie den Text, um die nachfolgenden Aufgaben lösen zu können. 

Friedensverhandlungen in Versailles

Im November 1918 endete der Erste Weltkrieg. Bei den Friedensverhandlungen in Versailles (Frankreich)  kamen die Siegermächte überein, dass Deutschland die Verantwortung für den Krieg trägt. Deutschland musste daher eroberte Gebiete abtreten und der Beschlagnahmung von Industrieanlagen und ausländischen Vermögenswerten zustimmen. Außerdem durfte Deutschland keine Armee von nennenswerter Größe unterhalten.

​​​​​​​Als weitere Sanktion musste Deutschland Reparationszahlungen in der Höhe von 132 Milliarden Goldmark (eine Summe, die später reduziert wurde) leisten – als Wiedergutmachung für die enormen Zerstörungen, die der Krieg in Europa verursacht hatte​​​​​​​.

Das Gemälde von Sir William Orpen „The Signing of Peace in the Hall of Mirrors“ zeigt Reichsverkehrsminister Johannes Bell beim Unterzeichnen der Friedensverträge für Deutschland am 28 Juni 1919.

Die Nationalsozialisten machen Propaganda und verbreiten Angst

Die Nationalsozialisten prangerten in ihrer Propaganda häufig die „Ungerechtigkeit“ des Versailler Vertrages an und machten Jüdinnen und Juden zu Sündenböcke für die schwache deutsche Wirtschaft.  Die „Dolchstoßlegende“ wurde verbreitet, wonach Deutschland den Ersten Weltkrieg nur deshalb verloren hat, weil Juden und Jüdinnen das Land verraten hätten.

Die Nationalsozialisten kritisierten die übrigen Parteien als korrupt. Adolf Hitler hingegen wurde zum Retter der Nation hochstilisiert: nur er könne die deutsche Gesellschaft aus dem politischen und sozialen Chaos herausführen und Ordnung schaffen. Gleichzeitig verbreiteten bewaffnete nationalsozialistische Einheiten auf den Straßen Deutschlands Angst und Schrecken.

Wirtschaftskrise und mangelndes Vertrauen in die Demokratie

Die hohe Staatsverschuldung war einer der Gründe, warum es in Deutschland 1923 zu einer Hyperinflation kam – was bedeutet, dass das Geld enorm an Wert verlor. Gleichzeitig stiegen die Preise und es gab ein Mangel an lebenswichtigen Gütern. Deutschland versuchte die finanziellen Probleme dadurch zu lösen, dass mehr Geld gedruckt wurde. Dies führte jedoch dazu, dass Banken in Konkurs gingen und die Menschen ihre Ersparnisse verloren.

Ab 1924 stabilisierte sich die Wirtschaftslage bis der Börsenkrach in den Vereinigten Staaten im Jahr 1929, der die gesamte Weltwirtschaft in Mitleidenschaft zog, in Deutschland zur „Großen Depression“ führte – eine schwere Wirtschaftskrise, die unter anderem eine Massenarbeitslosigkeit zur Folge hatte.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstand aus dem Deutschen Kaiserreich ein demokratischer Staat. Die Wirtschaftskrise (Große Depression) löste führte zu einer politischen Krise, die viele Bürger/innen das Vertrauen in die regierenden Politiker und die demokratischen Prozesse verlieren ließ. Unterschiedliche extremistische Bewegungen und Parteien versuchten diese Situation auszunutzen. Eine davon war NSDAP, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, mit Adolf Hitler als ihrem Führer. Die Protagonist/innen und Anhänger der Partei werden auch als Nazis bezeichnet

 

Adolf Hitler wird Reichskanzler - die übrigen Parteien werden verboten

Aufgrund der politischen Krise und mithilfe  intensiver Propaganda, der Gewalt der Straße und der Unterstützung durch einflussreiche Bevölkerungsgruppen wurden die Nationalsozialisten von einer sehr kleinen Partei 1928 (2,6% der Stimmen) zu Deutschlands größter Partei im November 1932 (33% der Stimmen). Die Vertreter der anderen Parteien hatten unterschiedliche Ansichten über Adolf Hitler und die Nationalsozialisten: Einige hielten sie für gefährlich, andere schätzten ihre Bedrohung als gering ein, weil sie glaubten sie unter Kontrolle halten zu können, und manche befürworteten gewisse Aspekte ihrer Politik.

Am 30. Jänner 1933 gelang es konservativen Politikern, Reichspräsident Paul von Hindenburg davon zu überzeugen, Adolf Hitler zum Reichskanzler einer Minderheitsregierung aus konservativen und nationalsozialistischen Parteien zu ernennen.

 

Im Februar 1933 wurde das Reichstagsgebäude in Berlin in Brand gesetzt. Die Nationalsozialisten nutzten den Vorfall zur Verabschiedung neuer Gesetze, die es ihnen ermöglichten, ihre politischen Gegner zu terrorisieren. Einen Monat später, im März 1933, wurde in Dachau das erste Konzentrationslager errichtet, wo politische Gegner wie KommunistInnen, SozialdemokratInnen und Gewerkschaftsmitglieder inhaftiert wurden.

Nach der Ermordung oder Inhaftierung vieler kommunistischer und sozialdemokratischer Abgeordneter konnten die Nationalsozialisten Gesetze zur Abschaffung der Demokratie im Parlament durchsetzen. Alle anderen Parteien wurden verboten und die Nationalsozialisten verschärften die Verfolgung von politischen GegnerInnen und Gruppen, die ihrer Ansicht nach „nicht in die deutsche Gesellschaft passten". square.jpg

Die Instrumentalisierung historischer Ereignisse?

Betrachten Sie die folgenden Fotos und Propagandabilder und beschreiben Sie mit welchem historischen Ereignis sie in Zusammenhang stehen und worauf sie abzielen.

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Postkarte, 1919

Postkarte 1933, Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg.

Die deutsche Delegation bei der Friedenskonferenz in Versailles, Frankreich, 1919.

Foto eines Deutschen, der eine Wand mit Banknoten tapeziert, 1923

NS-Wahlplakat (1932): „Wir bauen auf! Unsere Bausteine: Arbeit, Freiheit, Brot. Baupläne der anderen: Sozialabbau, Korruption, Terror, Hetze, Lüge."

NS-Plakat (1932) zeigt ein Heer von Arbeitslosen mit dem Slogan: "Unsere letzte Hoffnung: HITLER"

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