Der Holocaust

Über den Holocaust lernen

Jüdinnen und Juden in Europa

Im Jahr 1933 lebten in Europa etwa neun Millionen Jüdinnen und Juden, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lag bei knapp zwei Prozent. Große jüdische Gemeinden lebten in Polen, im westlichen Teil der Sowjetunion, in Rumänien und den baltischen Staaten. Dort stellten sie fünf bis zehn Prozent der Gesamtbevölkerung.

Spielende Kinder in einem jüdischen Viertel in Paris, Frankreich 1931.

Zwei jüdische Männer beim Schachspiel , Lodz, Polen 1936.

In Deutschland hingegen lebten etwa 500.000 Juden und Jüdinnen, ihre Zahl entsprach 0,75 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung. Zwischen 1933 und 1938 war Österreich Zufluchtsort für viele jüdische Kulturschaffende aus Deutschland. Bei der Volkszählung 1934 wurden in Österreich rund 190.000 Juden, 170.000 davon in Wien gezählt.

In vielen Dörfern Osteuropas und der Sowjetunion lebte die jüdische Bevölkerung nach den jahrhundertealten Traditionen ihrer Vorfahren. In kleinen Dörfern auf dem Land bildete die jüdische Bevölkerung manchmal die Mehrheit. Oft waren sie traditionell gekleidet und lebten streng nach den religiösen Vorschriften. Einige waren reich, die meisten jedoch arm. In größeren Städten wurden Juden immer mehr integriert. Zwar blieben einige bei ihrem traditionellen Lebensstil, viele jedoch distanzierten sich vom religiösen Leben. In Westeuropa nahm die Zahl der „assimilierten“, d.h. gesellschaftlich angepassten Juden zu. In anderen Worten, das Leben in Europa war für Juden von Ort zu Ort sehr unterschiedlich.

Hitler und die nationalsozialistische Ideologie

Nach dem Ersten Weltkrieg regelte der Friedensvertrag von Versailles, dass Deutschland weite Gebiete abgeben musste. Auch musste der deutsche Staat hohe Kompensationszahlungen für Schäden leisten, für die die Alliierten ihn und seine Verbündeten verantwortlich machten. 1923 herrschte in Deutschland eine Hyperinflation, die deutsche Währung wurde wertlos und große Teile der Bevölkerung verarmten.

Nazi-Propaganda in Berlin, Deutschland 1932.

Nach dem Börsencrash in den USA im Jahr 1929 verloren fast sechs Millionen Deutsche ihre Arbeitsplätze. Die Bevölkerung suchte nach Schuldigen, für Hitler und seine Anhänger wurde „der Jude“ zum perfekten Sündenbock.

In den 30er Jahren wuchs die Anhängerschaft Adolf Hitlers und der Nationalsozialistischen Partei. Viele Deutsche verloren den Glauben an die Demokratie und trauten bestehenden Parteien keine Verbesserung der Situation zu. Ein großer Teil der Bevölkerung hielt Hitler für einen starken Führer und erwartete, dass er den früheren Glanz des deutschen Staates wiederherstellen würde. In seinen Reden betonte Hitler, dass Deutschland die im Krieg verlorenen Gebiete zurückerobern und mehr „Lebensraum“ gewinnen muss, um sich zu entwickeln. Er sprach vom Kampf gegen den „räuberischen Kapitalismus“ und den Kommunismus und behauptete, dass die „arische, weiße“ oder „deutsche Rasse“, allen anderen „Rassen“ überlegen sei. Auf der niedrigsten Stufe stehe die jüdische „Rasse“, die von Hitler als parasitär und gefährlich angesehen wurde.

Während er Juden verachtete, sah er in ihnen gleichzeitig eine große Bedrohung und behauptete, sie wollten die Welt regieren und andere Völker kontrollieren. Sein Bild von „dem Juden“, der unheimlich und bedrohlich sei, stammte aus der christlichen antijüdischen Tradition, in der behauptet wurde, die Juden hätten Jesus getötet. Um die „weiße, arische Rasse“ rein zu halten, müssten Deutsche unter allen Umständen eine Vermischung mit Juden vermeiden.

Ausschluss und Verfolgung

Bei der Reichstagswahl im November 1932 erhielt die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) in Deutschland mehr als ein Drittel der Wählerstimmen. Konservative Politiker überzeugten den deutschen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, Adolf Hitler zum Vorsitzenden einer aus konservativen und nationalistischen Parteien gebildeten Minderheitsregierung zu ernennen. Bald manövrierten die Nationalsozialisten die anderen Parteien aus. Sie setzten sogar mit Unterstützung der Zentrumspartei Gesetzesänderungen durch, die zur Aufhebung der Demokratie führten.

Der jüdische Anwalt Dr. Michael Siegel wurde in den Straßen von München öffentlich gedemütigt, weil er dem Justizsystem vertraut hatte. Die Nazis rasierten ihm den Kopf und zwangen ihn, barfuß zu gehen. Auf dem Schild steht: "Ich werde mich nie wieder bei der Polizei beschweren."

Bis auf die NSDAP wurden alle Parteien verboten. Nazi-Organisationen übernahmen die Kontrolle über das private und öffentliche Leben der Bürger. Für Juden und Menschen, die als nicht in die NS-Gesellschaft passend erachtet wurden, begann die Verfolgung. Politisch Andersdenkende wurden ohne Gerichtsverfahren auf unbestimmte Zeit in Konzentrationslager gebracht. Das im März 1933 eröffnete Konzentrationslager Dachau wurde zum Modell für alle anderen Konzentrationslager. Die deutsche Jugend war in verschiedenen Jugendbewegungen organisiert. Sie sollte zu gehorsamen Bürgern im neuen Staat erzogen werden. Die gesamte Gesellschaft sollte von der nationalsozialistischen Ideologie durchdrungen sein.

Mit der NS-Machtübernahme wurden neue Gesetze erlassen, die Jüdinnen und Juden aus der Gesellschaft ausschlossen, bald gab es hunderte solcher Gesetze. Sie untersagten ihnen den Besuch von Badehäusern, Parks oder Restaurants. Es war Juden verboten, ein Regierungsamt, Medien- oder Kultur¬arbeit auszuüben. Die Diskriminierung nahm unentwegt zu. Bald durften jüdische Kinder die öffentliche Schule nicht mehr besuchen, Ärzte und Anwälte jüdischer Herkunft keine Nichtjuden mehr behandeln. Nach dem Gesetz waren Juden Bürger zweiter Klasse.

Langsam aber sicher wurde die jüdische Bevölkerung aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Sie musste ihre Wohnungen und Wertsachen dem Staat überlassen. Juden, die Geschäfte oder Firmen besaßen, wurden gezwungen, ihr Eigentum gegen sehr geringe Geldbeträge zu übertragen. Viele versuchten zu fliehen, aber Einreisevisa in andere Länder waren schwer zu bekommen.

Im Herbst 1938 entschieden die NS-Machthaber, Jüdinnen und Juden mit polnischer Staatsbürgerschaft auszuweisen. Viele von ihnen hatten seit Generationen in Deutschland gelebt. Die Entscheidung traf etwa 15.000 Personen. Obwohl es sich um polnische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen handelte, wollten auch die polnischen Behörden sie nicht aufnehmen. Stattdessen brachte man sie in Flüchtlingslagern im deutsch-polnischen Grenzland unter.

Unter den Betroffenen war auch die Familie Grynszpan. Die Grynszpans lebten seit 1911 in Deutschland. Ihr Sohn, der 17-jährige Herschel war nach Paris migriert. Als er erfuhr, dass seine Eltern und seine Schwester unter sehr schlechten Bedingungen in einem Flüchtlingslager untergebracht waren, beschaffte er sich einen Revolver, drang in die deutsche Botschaft ein und schoss auf den Diplomaten Ernst vom Rath. Zwei Tage später, am 9. November erlag vom Rath seinen Verletzungen. Propagandaminister Joseph Goebbels nahm seinen Tod zum Vorwand und startete eine organisierte Kampagne gegen die Juden in Deutschland, um den Mord zu „rächen“.

Am Abend des 9. November 1938 erfolgte ein gewalttätiger, blutiger Angriff auf die jüdische Bevölkerung Deutschlands und des angeschlossenen Österreichs, der sogenannte November-Pogrom. Die Ausschreitungen dauerten tagelang. Tausende Schaufenster wurden zerbrochen, jüdische Geschäfte geplündert. Das Glas lag wie Kristall auf den Straßen. Männer und Frauen wurden geschlagen, erschossen oder zu Tode geprügelt. Die Situation war so dramatisch, dass einige Menschen Selbstmord begingen.

Es wird vermutet, dass in der Nacht vom 9. auf den 10. November in Deutschland etwa 400 Jüdinnen und Juden ermordet wurden, die Gesamtzahl der Toten während des Novemberpogroms wurde auf rund 1.500 Menschen geschätzt. Nahezu 300 Synagogen wurden in Brand gesteckt und etwa 30.000 jüdische Männer wurden verhaftet und in Konzentrationslager geschickt, allein aufgrund der Tatsache, dass sie Juden waren. Die nationalsozialistische Regierung entschied, dass die jüdische Bevölkerung im Deutschen Reich eine Milliarde Reichsmark als Entschädigung für die Schäden während des Pogroms zahlen sollten.

Herschel Grynszpans Verhaftung im November 1938 in Paris, Frankreich.

Während des Novemberpogroms 1938 verhaftete Menschen beim Appell zur Zählung im Konzentrationslager Buchenwald.

1939-1942 – Deportation in die Gettos

Im September 1939 wurde Polen zunächst von Deutschland und später auch von der Sowjetunion angegriffen. Die Angreifer teilten das polnische Gebiet untereinander auf. Im NS-besetzten Teil Polens lebten fast zwei Millionen Juden. Diese hatten bei den NS-Besatzern ein noch geringeres Ansehen als die deutschen Juden. Unverzüglich erging der NS-Befehl, die ländliche jüdische Bevölkerung in die Städte zu treiben. Die Behörden veranlassten die Abgrenzung spezieller Gebiete als sogenannte Gettos, in welche die jüdische Bevölkerung zwangsübersiedelt wurde. Oft befanden sich diese Gettos in Stadtvierteln, in denen bereits viele Juden lebten. Die Verlegung in die Gettos erfolgte unter brutalen Bedingungen. Nichtjuden mussten ausziehen.

Das Gettogebiet wurde eingezäunt. Die Menschen im Getto mussten besondere Zeichen auf ihrer Kleidung anbringen, die sie als Juden auswiesen. Dies waren ein gelber sechszackiger Stern, ein gelbes Armband oder ein weißes Band mit blauem, sechszackigem Stern. Es war ihnen strengstens untersagt, das Getto zu verlassen. Wer versuchte, sich außerhalb des Gettos zu verstecken, konnte nur mit fremder Hilfe überleben. Das NS-Regime verhängte jedoch harte Strafen über jene, die Jüdinnen oder Juden halfen. Um Verfolgung und Leid zu entgehen, flohen sogar einige Juden von sich aus ins Getto.

Hunderte Transporte wurden aus Deutschland und den übrigen besetzten Gebieten in Gettos im Osten geschickt, etwa nach Riga in Lettland oder Minsk in Weißrussland. In einige dieser Gettos wurden auch Roma deportiert. Viele Menschen wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. Als das NS-Regime befahl, die Gettos zu schließen, ließ es Menschen, die als arbeitsunfähig galten, bei Massenerschießungen oder in Vernichtungslagern ermorden.

Juden im Getto in Lodz, Polen.

1941 beschloss Hitler, die Sowjetunion anzugreifen. Spezielle Trupps folgten der Armee, um die Dörfer von sowjetischen Kommunisten und Juden zu „säubern“. Diese sogenannten Einsatzgruppen töteten auch tausende Roma. Oft musste die lokale Bevölkerung die Massengräber vorbereiten, manchmal sowjetische Kriegsgefangene oder sogar die Opfer selbst. Schätzungen zufolge wurden etwa zwei Millionen Menschen von den sogenannten Einsatzgruppen erschossen, verbrannt oder zu Tode geprügelt.

1942-1945 – Die Umsetzung des Holocaust

Der Krieg gegen die Sowjetunion verlief nicht so erfolgreich wie erwartet. Die Rote Armee leistete heftigen Widerstand, der Vormarsch der Deutschen Wehrmacht wurde gestoppt. Der Plan, große Gruppen von Juden in weit entfernte Gebiete im asiatischen Teil der Sowjetunion zu vertreiben, schlug fehl. Massenerschießungen zehrten an der psychischen Gesundheit der Soldaten. Die oberste NS-Führung suchte daher andere Wege, um die Juden „loszuwerden“.

Im Jänner 1942 kamen in Wannsee, nahe Berlin, hochrangige Vertreter der NS-Regierung und der Sicherheitsbehörden überein, wie die "Endlösung der Judenfrage" – so die NS-Terminologie – zu koordinieren wäre. Der vermutlich im Herbst 1941 beschlossene Plan bestand darin, Europa nach Juden zu durchkämmen und sie mit Zügen immer weiter in den Osten zu deportieren. Unter der Leitung von Polizei und Sicherheitsbehörden sollten dazu verschiedene Abteilungen der NS-Verwaltung zusammenarbeiten.

Schon vor Einberufung der Wannsee-Konferenz hatte das NS-Regime mit dem Töten von Juden und Roma in Form von Massenerschießungen begonnen. Es folgten Tests mit eigens entwickelten Fahrzeugen. Über eine spezielle Vorrichtung gelangten die Motorabgase in den luftdicht abgeschlossenen Kastenaufbau eines Lastwagens und töteten die Menschen darin. Diese Gaswägen wurden zunächst z.B. in der Ukraine verwendet, bevor sie nördlich der polnischen Stadt Łódź, im ersten Vernichtungslager im seinerzeit Kulmhof am Ner genannten Chelmno nad Nerem, zum Massenmord eingesetzt wurden.

Der Bau des Vernichtungslagers in Belzec in Ostpolen hatte ebenfalls vor dem Treffen in Wannsee begonnen, und im Frühjahr 1942 wurden in Polen zwei weitere Lager in Sobibor und Treblinka errichtet.

Das Gebäude, in dem die Wannsee-Konferenz nahe Berlins (Deutschland) stattfand.

Sie alle dienten einem einzigen Zweck – der schnellstmöglichen Vernichtung möglichst vieler Menschen. Sobald ein Transport ankam, mussten einige ausgewählte Gefangene unter SS-Aufsicht sicherstellen, dass das Verfahren reibungslos ablief. Alle anderen Gefangenen wurden sofort nach ihrer Ankunft in den Gaskammern getötet.

Hunderttausende Jüdinnen und Juden wurden mit dem Zug aus den von Deutschland besetzten Gebieten in die Vernichtungslager in Polen transportiert. Allein in diesen vier Lagern wurden fast zwei Millionen Menschen getötet. Auch in Vernichtungsstätten in Weißrussland wurden Männer, Frauen und Kinder deportiert und dort unmittelbar ermordet.

Zwei weitere Lager, Auschwitz-Birkenau und Majdanek, wurden sowohl als Vernichtungslager als auch als sogenannte Konzentrationslager errichtet, um Menschen zu internieren oder sie zu töten.

Das Konzentrationslager in Auschwitz wurde 1940 in der polnischen Stadt Oswiecim errichtet. Polnische politische Gefangene und sowjetische Kriegsgefangene wurden dort in alten Armeekasernen untergebracht. Als die Zahl der Gefangenen zunahm und die Zahl der Baracken nicht mehr ausreichte, beschloss die SS, drei Kilometer von Auschwitz entfernt ein weiteres großes Lager im Dorf Birkenau (polnisch: Brzezinka) zu errichten. In Birkenau oder Auschwitz II, wie das Lager offiziell benannt wurde, wurde ein Vernichtungslager mit Gaskammern errichtet. Auschwitz-Birkenau war ab Frühjahr 1942 ein kombiniertes Arbeits- und Vernichtungslager.

Rund vierzig Zwangsarbeitslager wurden in der Umgebung von Auschwitz errichtet. Deutsche Konzerne nutzten die billigen Arbeitskräfte. Bis zur Ankunft der Züge in Auschwitz, hatten die Juden keine Ahnung, was passieren würde. Alles war chaotisch, SS-Wachen gaben Befehle, Hunde bellten und von der SS eingesetzte Häftlinge entluden so rasch als möglich die Züge. Alte Menschen, Kinder und Kranke wurden direkt in die Gaskammern geschickt. Der Rest durchlief ein Auswahlverfahren durch SS-Ärzte. Arbeitsfähige Menschen wurden „selektiert“, alle anderen wurden in den Gaskammern ermordet.

Die Verhältnisse in Auschwitz-Birkenau waren so schlecht, dass viele Häftlinge innerhalb weniger Wochen starben. Die Gaskammern in Auschwitz-Birkenau waren bis November 1944 in Betrieb. Bis zu diesem Zeitpunkt war etwa eine Million Juden dort ermordet worden.

In Majdanek, außerhalb der Stadt Lublin in Ostpolen, an der Grenze zur Sowjetunion, wurde ein ähnliches Konzentrations- und Vernichtungslager errichtet. Viele polnische Intellektuelle, politische Gegner und sowjetische Kriegsgefangene wurden nach Majdanek gebracht. Juden aus dem Warschauer Ghetto mussten in den Lagern um Lublin Zwangsarbeit leisten. Mehr als 50.000 Menschen wurden vergast, viele andere erschossen.

Aus einem dieser Lager zu entkommen, war praktisch unmöglich. In den Vernichtungslagern von Sobibor und Treblinka versuchten die Gefangenen Widerstand zu leisten. Etwa zehn Gefangene konnten fliehen, die meisten wurden jedoch eingefangen, gefoltert und getötet. Auch in Auschwitz-Birkenau erhoben sich die Häftlinge und zündeten eine der Gaskammern an. Zwar gelang nur wenigen Häftlingen die Flucht, die Aufstände gaben den Insassen jedoch Hoffnung und beunruhigten die NS-Führung.

Mit Kriegsende wurden die Anlagen in Chelmno, Belzec, Sobibor und Treblinka zerstört. Das NS-Regime wollte seine Taten und die Zahl der Ermordeten vor der Welt geheim halten. Es ließ die Massengräber wieder öffnen, die Überreste der Toten verbrennen und die Asche in den Wäldern und Flüssen rund um die Lager verstreuen.

Im Juli 1944 befreiten die anrückenden Sowjet-Truppen das Lager in Majdanek. Der Rückzug der NS-Verwaltung musste so rasch erfolgen, dass keine Zeit mehr blieb, Dokumente und Gegenstände im Lager zu vernichten. Diese zählen heute zum Bestand des Museums in Majdanek.

Von Januar bis Mai 1945 wurden Konzentrations- und Zwangsarbeitslager in ganz Deutschland, Polen und Österreich von sowjetischen, britischen und amerikanischen Truppen befreit. Obwohl bekannt gewesen war, dass Millionen von Juden systematisch getötet wurden, schockierte Fotos und Berichte aus den befreiten Lagern die Menschen auf der ganzen Welt.

Nach dem Krieg fanden mehrere Prozesse statt, unter anderem in Nürnberg, in denen hochrangige Nationalsozialisten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode oder zu Haftstrafen verurteilt wurden. Viele Täter und Täterinnen wurden jedoch nie bestraft.

Exakte Zahlen, wie viele Jüdinnen und Juden unter den Nationalsozialisten ermordet wurden, gibt es nicht. Man geht von ungefähr sechs Millionen aus, zwei Drittel aller europäischen Juden. Diese Zahlen basieren zum Teil auf Aufzeichnungen in deutschen Archiven. Heute leben ungefähr eineinhalb Millionen Jüdinnen und Juden in Europa.

Prozess in Nürnberg im November 1945 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In der ersten Reihe von links: Herman Göring, Rudolf Hess, Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel; in der zweiten Reihe von links: Karl Dönitz, Erich Raeder, Baldur von Schirach, Fritz Dauckel.

Die systematische Vernichtung der Juden Europas wird als Holocaust bezeichnet.   square.jpg